Europa: vielfältig, anziehend und überzeugend
Pulse of Europe zeigt Film
Im Apollo zur besten Matineezeit versammelten sich viele Pulse of Europe Engagierte und auf Einladung der Stadt ebenso viele Ehrenamtler aus der Flüchtlingshilfe. Die etwa 80 Teilnehmer sahen und diskutierten anschließend den Film von Dr. Robert Krieg, "Unser Europa " von 2016/2017, der Interviews mit 5 Paaren aus fünf Ländern in Europa zeigt.
Viel im guten Sinne Europäisches überraschte das Publikum und zeigte, wie wenig wir jeweils von den anderen Ländern wissen. So erfuhren wir z. B. von dem Paar aus Italien, dass Italien schon lange ein Einwanderungsland für Rumänen, Albaner und auch Polen gewesen sei, bevor diese Länder zu Europa gehörten und dass Italien vielen Menschen dieser Länder Perspektiven geboten hat, bevor diese mit Hilfe Europas Chancen auf Arbeit fanden. Dass Italien zuletzt Massen aufnehmen mußte, ohne ihnen eine Perspektive bieten zu können, sehen sie sehr kritisch. Nicht nur der italienische Friseur ist mit einer Rumänin verheiratet, sondern der interviewte Spanier aus Asturien mit einer Kubanerin. In der spanischen Industrieregion gab es traditionell immer viele demokratische Impulse. Die Beiden erzählten davon, dass sie mit Hilfe europäischer Gesetze schon einige Verbesserungen in ihrer Kommune erreichen konnten. Sie sind stolz darauf, dass Europa auch den Regionen hilft und nicht nur den Nationalstaaten und setzen auf diesen Aspekt Europas große Hoffnung für mehr Autonomie.
Das interviewte serbische Paar träumt davon, dass Serbien nach früheren 400 Jahren muslimischer Besatzung vielleicht bis 2030 zu Europa gehört und bis dahin eine Veränderung der alten korrupten Strukturen erreichen könnte. Darauf hoffen sie - obwohl sie sich von Europa oft schlecht behandelt gefühlt haben. Sie sind der Meinung, dass Serbien sich schon immer Westeuropa zugehörig gefühlt habe und nicht muslimischen Teilen des Balkans.
Das estnische Paar sagt von den Esten, dass im Laufe der kriegerischen Jahrhunderte so viele Völker durch Estland gewandert sind und die Bevölkerung immer wieder ausradiert worden ist, dass mit Europa hoffentlich endlich eine Periode Frieden begonnen hat, die nicht mehr enden wird. Sie sagen auch, dass die vielen Russen, die nach dem 2. Weltkrieg zwangsweise von Rußland bei ihnen angesiedelt worden sind, in der 2. Generation aufgrund der konsequenten Integrationspolitik schon weitgehend demokratische und europäische Werte schätzen gelernt hätten. Sie setzen große Hoffnung darauf, dass diese nicht mehr in einem russischen Reich leben wollen würden.
Das letzte Paar -in Deutschland lebend- setzt sich zusammen aus einem Deutschen, der in Luxemburg arbeitet und einer Isländerin, mit der er verheiratet ist. Sie war sehr erstaunt, dass die deutschen Frauen, als sie vor ca. 15 Jahren kam, verglichen mit den Isländerinnen aus ihrer Sicht ungefähr 20 Jahre in ihrer Emanzipation zurück waren. Für Isländerinnen sei es kein Problem, ihr Kind z.B. mit neun Monaten in eine Krippe zu geben, um wieder arbeiten zu können. Alle gezeigten Paare sind sehr auf Gleichberechtigung bedacht. Selbst der deutsche Rechtsanwalt scheint gut kochen zu können.
Alle Paare äußern ihr Verständnis für Asyl Suchende und für Bürgerkriegsflüchtlinge. Aber sie sind schon bei der Befragung übereinstimmend erstaunt, wie wenig in der Politik unterschieden wird zwischen denen, die kommen, um bessere Arbeitsbedingungen zu finden und den wirklich Verfolgten. Obwohl es fast bei jedem Paar einen Migrationshintergrund gibt, ist Jede/r eher der Meinung, dass Europa es nicht leisten könne, alle aufzunehmen, die nach Europa drängen. Nur Einwanderungsgesetze könnten das Problem regeln.
Nach dieser eindrucksvollen Veranstaltung zog es nur noch einen kleineren Teil der Europa-Freunde auf den Jesuitenplatz, wo es bei herrlichem Sommerwetter eine Stunde Europa-Talk gab.
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