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Gypsiswing und Kickboxen für Europa


Pulse of Europe feiert interkulturelles Sommerfest

Der Filmemacher Dr. Robert Krieg hat den Dokufilm "Newo Ziro-Neue Zeit" über das Leben von  Einzelnen der Koblenzer Sinti-Familien, darunter einen Überlebenden der  NS-Vernichtungslager, gedreht. Die dadurch entstandene Freundschaft hat Pulse of Europe Koblenz geholfen, auf dem Fort Asterstein mit etwa 350 Besuchern ein Open Air Festival zu veranstalten. Der imposante Rundbau eignete sich hervorragend für die vielfältige Veranstaltung.
Oberbürgermeister David Langner hob auf den Tag des offenen Denkmals ab, der den Zugang zu den alten Festungsgemäuern ermöglichte und sagte: " Viele fragen sich in der heutigen Zeit, was macht eigentlich das Deutsche aus? Dabei kommen auch Denkmäler als Teil der deutschen Geschichte in den Blick. Später werden wir so auch mal sagen können: die Menschen, die zu uns geflüchtet sind und sich integriert haben, sie sind auch jeder ein Baustein in unserem Koblenz und in Deutschland."
Das Fort war besonders aufwendig geschmückt mit europäischen Bannern und mit Fahnen der Länder der EU sowie mit der Fahne der Sinti und Roma: mittig einem roten Rad mit 16 Speichen, einem Rad des Lebens, auf je halbseitig blauem und grünem Grund für das Herkunftsgebiet, heute Indien und Pakistan. Dr. R. Krieg bezeichnete die Sinti als das "europäischte aller Völker Europas", da sie in jedem Land in Europa siedeln.
Rede des MdEPs
Romeo Franz, Europaabgeordneter und als solcher der erste Sinto, berichtete davon, wie sich einzelne Überlebende des NS-Völkermordes nach dem 2. Weltkrieg nur mühsam und langsam und mit viel Ausdauer allmählich etwas Anerkennung der Mehrheitsgesellschaft erarbeiteten. "Gegen Rassenhass hilft nur eine starke Zivilgesellschaft, um unsere Demokratie und die Rechtsstaatlichkeit zu schützen", so sein mit viel Beifall bedachtes Credo. "Wir sind mehr" nahm er die demokratische Parole aus Chemnitz auf und appellierte an die schweigende Mehrheit: Laßt uns dies Motto zu einer bundes- und europaweiten Bewegung machen. Werden wir laut!
Musik- und Tanzdarbietungen
LULO Reinhardt sorgte dafür, dass die vielen Zuhörer auch zwischen den Reden zu den Perspektiven Europas auf ihre Kosten kamen. Im Anschluss griff er gemeinsam mit Mike und Sascha Reinhardt und später mit weiteren Mitgliedern der Familie, wie dem jungen Geiger Sami und dem fünfjährigen Darwino in die Saiten und präsentierte mitreißenden Gypsy-, Latin- und Spanischen Swing. Da besann sich Hutscha Luka, geb. Reinhardt auf ihr Können und setzte die Musik - sich wiegend und biegend in fantasievollen Solotanz um. Das animierte später die Uniabsolventin, Jasmin Kanditt, die gerade ein Praktikum in der EU-Kommission im Team Juncker macht, sich ebenfalls auf das für die grazilen Bewegungen denkbar ungeeignete Kopfsteinpflaster zu wagen und ihren eigenen etwas mehr jugendlich  geprägten Stil dar zu bieten, ein Beispiel friedlicher Vielfalt im europäischen Gefüge.
Vorführung des Kickboxens
Als Einlage zwischen obigen Stücken bot uns der Weltmeister im Kickboxen, Marlon Reinhardt, eine beeindruckende Einführung in sein Metier mit den Worten: "Ich kämpfe für Deutschland als deutscher Sinto." Er kämpfte dann gegen - fast möchte man sagen - mit, denn der Sport zeigt sehr viel Respekt der Kämpfer füreinander und führt offenbar kaum zu Verletzungen. Also sein Kampfpartner war ein Gymnasiast, der syrische Flüchtling Kahlil. Er trainiert in Marlons Kickboxstudio Kinder, während Marlon Frauen trainiert.
Marlon berichtete, dass der frühere deutsche Meister im Halbschwergewicht, Johann Trollmann als Sinto im 3. Reich ermordet wurde. Und er informierte, dass Charlie Chaplin, Marianne Rosenberg und Yul Brynner Sinti-Hintergrund hatten. Letzterer wollte sogar beim internationalen Zusammenschluß der Roma helfen.
Abschließend wurde LULO Reinhardt gebeten, die Europahymne zu spielen und etwas aus seiner  Eigenkomposition "Memories of Dachau". Obwohl er dazu drei Stücke in Moll komponiert hat, wählte er das in Dur intonierte Stück: "Denn wir haben überlebt", so seine ermutigende abschließende Botschaft. Er demonstrierte durch das gesamte Konzert hindurch, dass er ein weit gereister deutscher Europäer ist. Pulse of Europe ist dankbar, dass dieses Zusammenwirken zugunsten der Europäischen Idee - ohne Honorar - realisiert werden konnte. (Wir stellten trotzdem eine Sammelbüchse für die Künstler auf.)

 

 

 

Walters Serie Asterstein:

Kategorie: Unser Jahr 2018
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