Laura Martin-Martorell
Mein Name ist Laura Martín Martorell. Ich bin Katalanin, Spanierin, Deutsche aber vor allem bin ich Europäerin!
Meine Heimat ist Koblenz aber eigentlich fühle mich überall in Europa zu Hause. Deswegen bin so froh darüber, dass wir eine Europäische Union haben, die uns ein friedliches, vielfältiges und ein geeintes Europa ermöglicht. Aus diesem Grund mag ich es nicht, wenn die EU von vielen Menschen entweder als Gott gegebenes Gut erachtet oder als überflüssige Technokratie beschimpft wird. Die schwächelnde Europaverantwortung der nationalen Parlamente macht mir auch große Sorgen…
Ich gebe es zu, ich war nach dem Einbruch der „Wirtschaftskrise“ 2008 sehr enttäuscht von der Europäischen Union. Ich fühlte mich „indignada“ („empört“). Ich war gekränkt von einer Institution, die lieber Banken als Menschen rettet. Die Europäische Idee? Alles nur ein Mythos?
Nein, Werte wie Achtung der Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit, Meinungsfreiheit, Freizügigkeit ... sind alles andere als selbstverständlich.
Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan oder Eritrea, die ich privat kennenlernen dürfte, haben mir erzählt, wie stark sie sich nach unserem Frieden, nach unserer Rechtssicherheit gesehnt haben. Frauen, die misshandelt worden sind und sich rechtlich nicht wehren konnten. Männer, die zu einer unterdrückten Minderheit angehörten, hatten keinen Schutz und fühlten sich ausgeliefert.
Die „Wirtschaftskrise“, die „Flüchtlingskrise“, die „Demokratiekrise“ der EU wird von Populisten instrumentalisiert, um diesen Frieden gezielt zu destabilisieren. Dabei sind sie diejenigen, die diese Krisen produzieren und zwar mit ihrer Schönmalerei des Nationalen. Leider sind diese Rechtsradikalen wieder in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen. Die Sorgen unserer Mitmenschen müssen respektiert werden, aber die Angst darf nicht der Motor unserer Politik sein. Dies führt nur zum Hass, zum Krieg und zur Zerstörung.
Ich bin bei Pulse of Europe in Koblenz vom Anfang an aktiv, weil diese Bewegung die richtige Antwort auf den rückwärtsgewandten rechten Kräften ist. Die schweigende Mehrheit ist endlich auf die Straße gegangen, um FÜR Europa zu demonstrieren. Dank dieser Bewegung haben die Bürgerinnen und Bürger aus ganz Europa die Möglichkeit, ganz laut zu schreien, warum sie Europa lieben. Das Allerbeste ist, dass die Pulse of Europe- Demonstrationen um vieles größer als die menschenfeindlichen PEGIDA-Demonstrationen sind.
Die EU ist nicht das Problem, sondern die Lösung für die vielen Herausforderungen in unserer Gesellschaft! Selbstverständlich gibt es vieles was ich gerne an der EU verändern würde aber dafür brauchen wir mehr Bürgerbeteiligung und ein stärkeres Europa-Parlament. In diesem Zusammenhang hat Pulse of Europe genau den passenden Rahmen gesetzt. Die pro-europäische Demonstrationen haben den Unmut von vielen von uns ins Positive kanalisiert. Viele von uns möchten die Errungenschaften der EU unbedingt erhalten aber die EU braucht Reformen, um sozialer, demokratischer und ökologischer zu werden.
Einige kritisieren das „viele Pathos“ oder die „vage Ziele“ von Pulse of Europe. Jedoch finde ich, dass wir mehr denn je ein klares, auch emotionales Bekenntnis zu Europa brauchen. Europa ist das stärkste Instrument in unseren Händen, die globalen Herausforderungen zu meistern und eine nachhaltige Zukunft zu gestalten. Deutschland allein kann es auf keinen Fall tun.
Wir spüren, dass bei den Wahlen in Frankreich unser System als Ganzes in Zweifel gezogen wurde. Le Pen hat diesmal verloren aber wir können uns nicht auf den Wahlsieg von Macron ausruhen! Mit dem neuen französischen Präsidenten gibt es die große Chance, neue Bewegung in die europäische Politik zu bringen. Der französische Präsident fordert zu Recht mehr europäische Investitionen und eine bessere Koordination der Wirtschafts- und Währungspolitik in der Europäischen Union.
Es macht mich traurig, dass im Südeuropa immer noch Millionen von Jugendlichen ohne Job und Perspektive sind. Nicht nur weil ich Spanierin bin, sondern weil jeder Mensch mit klarem Verstand merkt, dass die einseitige Sparpolitik der großen Koalition die Spaltung in Europa vertieft! Wir brauchen einen europäischen Paradigmenwechsel, weg von Austerität hin zu mehr Zukunftsinvestitionen. Europa braucht einen ausgewogenen Einklang aus Investitionen, Strukturreformen und Haushaltskonsolidierung.
Ich bin auch sehr frustriert, dass nur wenige europäische Regierungen bereit sind, eine solidarische Flüchtlingspolitik zu unterstützen. Ich bin auch entsetzt, dass mitten in Europa, etwa in Ungarn oder Polen, die Demokratie und der Rechtstaat ausgehöhlt werden.
Jetzt gilt es diese Probleme anzusprechen, über Lösungen zu diskutieren. Pulse of Europe ist auch hier gefragt. Nach mehreren Treffen mit den Europafans in Koblenz bin ich mir sicher, dass die Pulse of Europe-Bewegung genau die richtige Plattform bietet, um positiv und optimistisch in die Zukunft Europas zu blicken. Packen wir es gemeinsam an! Wir alle sind Europa!