Brauchen wir eine europäische Armee?
Michael Herberts:
Der Film bietet eigentlich alle Antworten, vor allem gegen Ende .
Es ist frustrierend, wenn man bedenkt das wir schon einige male vor einem entscheidenden Durchbruch standen, der dann durch nationale Interessen wieder nicht gemacht wurde.
Ich war immer ein großer Freund der NATO und bin es noch ! Wir haben diesem Bündnis viel zu verdanken. Leider sehen das viele Menschen nicht, da der Verdienst der NATO oft im verhindern, nicht im agieren bestand!
Eine rote Ampel lernen wir auch erst dann wohl wirklich zu schätzen, wenn sie abgebaut wurde ...
Aber es ist nun an der Zeit das Europa erwachsen wird und sich - von dem viel jüngeren -Amerika emanzipiert, ohne aber die NATO Verpflichtungen auf zu geben .
Denn ein Beuch mit den USA wäre nicht zielführend, irgendwann zieht der Kasper auch wieder aus dem White House, im Idealfall in 7 Monaten.
Aber Die Zeit das wir uns darauf verlassen können, das die USA die Kohlen aus dem Feuer holt sind vorbei .
Es wäre auch gar nicht mehr wünschenswert. Denn wir als Europa künftig in der globalisierten Welt ein mächtiges Wirt mit reden wollen, dann geht das eben nur mit Macht .
Und zur Macht gehört militärische Stärke um ernst genommen zu werden .
Die Macht die von der militärischen Stärke ausgeht, wird nicht durch Drohung mit selbiger oder gar deren Anwendung ausgedrückt, sondern schlicht mit ihrer Existenz !
Eine gemeinsame europäische Armee in Verbindung mit dem weiteren zusammenwachsen der europäischen Länder, auf dem Fundament der einst beschlossenen Werte, und nur auf diesem Fundament . Dieses Europa könnte die positivere Macht werden, die je existierte .
Sie wird nicht perfekt sein, sie wird Fehler machen . Aber sie kann funktionieren .
Es muss in Zukunft möglich sein, das Kriege wie in Syrien künftig verhindert oder schnell eingedämmt werden können . Eine europäische Schutzmacht kann aber nur mit einer europäischen Armee dauerhaft funktionieren.
Wir werden uns auch, wie im Film angesprochen, die Frage dann stellen müssen, ob jeder Einsatz erst langwierig durch ein Parlament abgesegnet werden muss, oder ob es bei besonders gravierenden Konflikten nicht eine schnell umsetzbare Alternative geben muss.
Bei langfristigen Einsätzen wäre natürlich wieder das Parlament gefragt !
Wie bei allen wichtigen europäischen Entscheidungen, müssten wir auch hier uns endlich von dem.Einstimmigkeitsprinzip verabschieden .
Das mag kurzfristig zu Konflikten führen, aber wir müssen als Europa endlich den Mut aufbringen, diese Konflikte zu führen, möchten wir wirklich entscheidende Schritte voran kommen !
Kurzfristig gehört zu allem natürlich, das du einzelnen Staaten ihre Verteidigungsausgaben erhöhen müssen . Deutschland scheint es auch langsam zu merken, nachdem die Bundeswehr 30 Jahre kaputt gespart wurde .
Langfristig können die Länder natürlich sparen . Wir haben über 160 Waffensysteme in Europa !!!
Das kann wesentlich effizienter werden, darum sollten sich jetzt schon die Staaten mehr absprechen .
Einheitliche Logistik und Rüstung würde die EU schon jetzt viel flexibler in der Zusamnenarbeit machen, wenn dies kurzfristig erforderlich ist, ohne das wir schon eine wirkliche europäische Armee haben.
Brexit hin oder her . Die Einbindung von Großbritannien in eine solche Armee halte ich für absolut notwendig .
Europa sollte sich auch endlich einen eindeutigen Wertekompass geben was Rüstungsgüter betrifft . Rüstungsgüter an Demokratien liefern ? Ja !
Rüstungsgüter nach Saudi Arabien, Türkei? Nein !
Bei allem sollte man auch nicht vergessen: Eine gemeinsame Armee macht militärische Konflikte innerhalb Europas - Kern Europas- noch unwahrscheinlicher als es jetzt schon ist.
Und diese Armee wäre ein gewaltiger Meilenstein hin zu den Vereinigten Staaten von Europa .